Der WDR und Thadeus Roth haben mit Supernerds.TV ein neues Suddenlife gaming Projekt auf die Beine gestellt. Thema des Projekts war die Überwachung und Auswertung unserer Kommunikation durch Geheimdienste und Konzerne. Mit Supernerds werden die hier die Whistleblower und Aktivisten bezeichnet, die dir Abhörskandale und Vertuschungsaktionen der Regierungen veröffentlicht haben. Das Spielkonzept war in 2 Hauptteile unterteilt: für einen Teil war eine „aktive“ Teilnahme nötig, der andere Teil war eine Mischung aus einer Live –Sendung und einem Theaterstück. Ziel dieses Projekt war die Überwachung und/oder leichtfertigen Umgang mit persönlichen Daten.

Nach anfänglichen zögern habe ich mich Anfang Mai für das Spiel angemeldet. Für die Anmeldung waren Name, Anschrift, Email – Adresse und Handynr. nötig. Am Anfang passierte erst mal nichts. Um die Wartezeit zu verkürzen, konnte man eine „Abhörhotline“ anrufen, ging nur ohne Rufnummerunterdrückung. Am Anfang kam eine Bandansage, die einem nochmal kurz erklärt hat, welches Ziel das Spiel hat. Anschließend wurde man, laut der Ansage, vom Computer in ein Gespräch gehackt. Plötzlich waren zwei Frauen zuhören, die sich über Schlafstörungen durch elektronische Geräte, ebook reader und Smartphones, unterhalten haben. Man war mittendrin in einem alltäglichen und normalen Telefongespräch unter Freunden. Genauso plötzlich wie man im Gespräch war, war man wieder draußen. Kurz darauf wurde man von der Abhörhotline zurück gerufen.

Am 11. Mai kam eine SMS mit folgendem Text:

SMS Abhörhotline

SMS Abhörhotline

Kurz darauf (leider ) auch schon die Entwarnung:

Entwarnung-SMS

Entwarnung-SMS

Einen Tag später bekam ich eine SMS mit englischem Text von einem Jake Appelbaum. Ich konnte mit dem Namen nix anfangen, habe dann mal bei Supernerds nachgefragt, ob die SMS zum Spiel gehört.

SMS von Jake

SMS von Jake

Etwas später kam eine Email von einem gewissen Tolja. Der Text enthält eine versteckte Botschaft (wer hat sie auch entdeckt?) und Koordinaten, die Aufenthaltsorte der Supernerds zeigen.

Email von Tloja

Email von Tolja

Hat man die Antwort gefunden und als Mail zurück geschrieben, kam eine Mail mit einer verschlüsselten Botschaft. Die war zum Glück sehr leicht zu entschlüsseln. Der verschlüsselte Teil enthält Informationen über Jake Applebaum.

„Verschlüsselte“ Botschaft

Am 14. Mai kam dann die nächste Mail, in der von Diskussion im Netz berichtet wird. Gegenstand der Diskussion war, ob man durch die Teilnahme an dem Projekt auf die No Fly Liste der USA kommen kann. Da mein Name auch erwähnt wurde, wurde ich etwas unsicher und habe auf Twitter mal meinen Namen gesucht. Aber es wurde nix angezeigt. Da fiel dann der Groschen. Ich bin reingefallen. Bei „Rettet Jana“ wurden ja auch Webseiten mit dem angemeldeten Namen erstellt.

Es kam dann auch noch eine SMS und ein Anruf von Jake Applebaum. Eine Postkarte war inzwischen auch eingetrudelt.

Dann war eine kurze Ruhephase bevor die Runde „NSA –Blick“ startete. Die Runde wurde durch einen Mail angekündigt und es wurden Teilnahmebedingungen erwähnt. Hörte sich spannend und unheimlich an und ich wartete schon auf den Start der Runde.

NSA - Blick

NSA – Blick

Am 24 Mai wurde mir dann per SMS meine Zielperson zugeteilt. Mir wurde der Vorname, der Anfangsbuchstabe vom Nachnamen und der Wohnort mitgeteilt. Kurze Zeit später bekam ich dann eine weitergeleitete SMS, in der sich meine Zielperson ihre Mutter beruhigt. Es folgten noch weitere SMS Nachrichten, eine Email Unterhaltung und Telefongespräche konnte ich belauschen. In der Email wurden auch wieder mein Name und meine Telefonnummer erwähnt. Und meine Zielperson hat sich gefragt, ob sie sich mal bei mir melden sollte.

Am 27. Mai war dann Schluss mit der Überwachung.

Am Abend kam dann noch eine Email, in der mir mitgeteilt wurde, dass alles nur fiktiv war und niemand meine Kommunikation überwacht hat. Ich habe mir das auch schon gedacht. Aber es war trotzdem unheimlich und beunruhigend. In der Mail wurde auch noch auf den „Überwachungsabend “ am Donnerstag hingewiesen und da ich nicht arbeiten musste, hatte ich auch Zeit mir die Sendung anzusehen.

Der Überwachungsabend bestand aus einem Theaterstück und einer TV Sendung. Zudem wurde der Überwachungsabend auch im Radio übertragen. Im Internet konnte man per Stream auch die Sendung oder das Theaterstück sehen. Ich habe mich für die Sendung entschieden.

Die Sendung begann mit Aussagen der Supernerds zu 9/11. Anschließend kam die Moderatorin Bettina Böttinger, die die Theaterregisseurin Angela Richter interviewt hat. Frau Richter erzählt e über ihre Treffen mit den Supernerds. Anschließend wurde über den „ersten“ Supernerd „Daniel Ellsberg berichtet.

Dann kam ein inaktiver Teil. Das Internetpublikum konnte an einem Voting teilnehmen. Die Theaterzuschauer mußten beim Kartenkauf Name, Geburtsdatum, Anschrift und Handynummer angeben. Und sie mussten während der Aufführung das Handy anlassen. Das Voting ergab, dass man die Daten des Theaterpublikums auswerten soll. So konnte ich sehen, wer Links bzw. Rechts vom Rhein wohnt und wer Probleme bei einem Kredit bekommen kann, da er in einer schlecht bewerteten Wohngegend lebt. Später wurde auch erzählt, dass Likes bei Facebook und auch wie häufig man die Löschtaste beim Ausfüllen eines Antrages benutzt in die Bewertung der Kreditwürdigkeit einfließen.

Als nächstes wurde der deutsche Anwalt von Edward Snowden interviewt. Er hat gut und sachlich die momentane Lage erklärt. Im Theater konnten dann die Zuschauer an einem Voting teilnehmen. Sie sollten sich per SMS entscheiden, ob die persönlichen Daten benutzt werden dürfen um für eine bessere Sicherheit zu sorgen. 95% haben mit „nein“ geantwortet. Und wurden somit zu verdächtigen in den Augen der NSA.

Im nächten Teil hat eine Teilnehmerin über ihre Erlebnisgeschichte berichtet. Sie hat sie in etwas so gefühlt wie. ich: Etwas verunsichert. Im anschließenden Voting durften die Zuschauer entscheiden, ob man eine Person aus dem Theaterpublikum genauer ins Auge nehmen soll. Wir erfuhren einige Details aus seinem Leben. Als nächstes wurde ein Handy gehackt und Kamera und Mikro eingeschaltet. Von außen. Und freizugängliche Webcams wurden gezeigt. Auch wurde gezeigt, wie einfach man auf Handydaten (Fotos, Telefonliste, GPS-Daten)zugreifen kann.

Die Sendung und das Spiel waren interessant und lehrreich. Es ist unheimlich was alles mit den Daten gemacht werden kann und was alles gesammelt wird und dass vieles unbewusst erfasst und ausgewertet wird. Im Gegensatz zum Tatort Spiel war das Spiel leider sehr passiv. Man konnte kaum interagieren, aber es ist sehr passend zum Thema. Man kann kaum etwas machen gegen die Datensammelwut.

Update: Man geht auch sehr leichtfertig mit seinen Daten um. Man gibt doch überall seine Name, Geburtsdatu8m etc an, ohne sich groß Gedanken darüber zu machen. Mache ich auch so. Die Sendung hat mich zum Nachdenken gebracht. In Zukunft werde ich wohl vorsichtiger damit umgehen.